Kretschmann unter Druck: Eltern wollen G9 auf einen Rutsch erstreiten

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STUTTGART. 2026 kehrt Baden-Württemberg zum neunjährigen Gymnasium zurück. Das hatte die Landesregierung unter dem Druck eines Volksantrags entschieden. Einigen Eltern reicht das aber nicht aus.

Unter Druck: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Foto: vasilis asvestas / Shutterstock

Die Elterninitiative für eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium kämpft weiter und hat beim Innenministerium ein Volksbegehren für eine G9-Möglichkeit für alle Klassen eingereicht. Vertreter des Organisationsteams übergaben die Unterlagen für das Volksbegehren an das Innenministerium.

Mit dem Volksbegehren wollen die Eltern erreichen, dass alle Schülerinnen und Schüler am Gymnasium ab 2026 die Möglichkeit bekommen, das Abitur in neun Schuljahren zu absolvieren. «Uns geht es um eine rein zeitliche Entlastung», sagte Marita Raschke vom Organisationsteam. So sollten weiterhin die G8-Inhalte gelehrt werden, allerdings auf neun Jahre gestreckt. «Dann hätten die Kids viel mehr Zeit, um Corona-Lernlücken aufzuarbeiten.»

Derzeit ist in Baden-Württemberg das achtjährige Gymnasium Standard. G9 gibt es nur als Modellprojekt an 44 staatlichen Schulen und an einigen Privatschulen.

Die grün-schwarze Koalition hatte sich im April auf gemeinsame Vorschläge für grundlegende Reformen geeinigt. Unter anderem soll G9 demnach zum Schuljahr 2025/2026 eingeführt werden – jedoch zunächst nur für die Klassen fünf und sechs. Die Gymnasien sollen zudem die Option erhalten, G8-Züge anzubieten – allerdings ohne dafür zusätzliche Mittel zu bekommen.

Das Volksbegehren setzt auf einem Volksantrag auf, der mehr als 100.000 Stimmen bekommen hat. Dadurch seien die notwendigen 10.000 Unterschriften für die Beantragung des Volksbegehrens gesammelt, sagte Raschke. Den Volksantrag hatte der Landtag im April abgelehnt. Die Initiatorinnen des Volksantrags sind nicht mehr Teil des Teams um das Volksbegehren.

Das Innenministerium hat nun drei Wochen Zeit, das Volksbegehren auf Zulässigkeit zu prüfen. Für das Volksbegehren müssten die Eltern dann deutlich mehr Unterschriften sammeln als für den Volksantrag, nämlich rund 770.000. News4teachers / mit Material der dpa

Kretschmann zur G9-Rückkehr: „Werde mich nicht zur Eile drängen lassen“

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Unfassbar
2 Tage zuvor

Mal angenommen, die Eltern kämen damit durch. Wie soll das in der Praxis bei den höheren Klassen denn gehen? Die haben doch viel zu wenig Stoff übrig, um den auf ein Jahr länger zu strecken. Und dabei habe ich die Personalsituation und die Schuljahresplanung völlig außer Acht gelassen. Corona lasse ich als Grund nicht mehr gelten.

German Fux
2 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

Zu wenig neuer Stoff bedeutet, es kann wiederholt werden, es kann individuell gefördert werden. Man kann den Leistungsdruck rausgehen, pädagogisch arbeiten und hat Zeit.
Was die Personalsituation angeht kann man Selbstlernphasen integrieren.
Als Lehrer, der derzeit durch den Bildungsplan hechtet wären das paradiesische Zustände.

Ich muss da mal was loswerden
1 Tag zuvor
Antwortet  Unfassbar

Die bleiben halt auf G8 erstmal.

Nick
1 Tag zuvor

Für SuS, welche tatsächlich für ein Gymnasium geeignet sind, reicht das G8 vollkommen aus.

Lisa
1 Tag zuvor
Antwortet  Nick

Da diskreditieren Sie alle Abiturjahrgänge in BW bis 2007.

Nick
1 Tag zuvor
Antwortet  Lisa

In den neuen Bundesländern klappt es mit G8. Dort gibt’s ebenfalls Spitzen-Abschlüsse. Warum klappt es dort mit G8, während in den alten Bundesländern der Trend zur Rückwärtsrolle aufkommt? Nein- G8 reicht vollkommen aus.

Tigrib
1 Tag zuvor

Unvernunft, Starrsinn, ich will-ich will… wo sind wir nur hingekommen!

Johann Friedrich H.
1 Tag zuvor

Ganz unabhängig von der mäßigen Bilanz der grün-schwarzen Bildungspolitik:

Eine solche Forderung lässt sich nur mit großer Unkenntnis der Realität und/oder einem ausgeprägten Egoismus erklären, andere Schularten und bildungspolitische Herausforderungen sind offensichtlich drittrangig. Die Aussage „Kein Entgegenkommen der Landesregierung“ hat großes humoristisches Potential.

Eine Lehrbuchbeispiel für eine subtile Form von „roher Bürgerlichkeit“ (Heitmeyer).

Mitlesende Mutti
1 Tag zuvor

Wer gerade die Wiedereinführung von G9 im Saarland erlebt (2 Kinder betroffen) weiß, dass der abgespeckte G8Stoff einfach nur gestreckt wird. Oder es wird wie gehabt weiter gemacht und ab Mai Däumchen gedreht. Es kann gut gehen, kann aber auch nach hinten losgehen. Wer die Bildungspläne so schwammig schreibt, lässt Raum für alles und nichts.

In Kombination mit dem freien Elternwille beim Übertritt eine Katastrophe. Niveau im Freifall.
Viele Eltern ermuntert G9 noch stärker dazu, Kinder, die nicht das Zeug fürs Gymnasium hinzuschicken.

Bis wann wollen wir denn noch Corona für alles als Erklärung heranziehen? Wenn wegen Corona die schriftlichen Rechenarten nicht richtig sitzen, dann hätte man das bitte bis Ende der Grundschule ausbügeln müssen. Dafür kann man doch nicht ein ganzes System ändern.

Lisa
1 Tag zuvor
Antwortet  Mitlesende Mutti

Ich befürchte eher, es handelt sich um eine Nostalgie – Falle: Früher war alles besser, auch das Gymnasium, wir wollen dorthin zurück, und wir machen es an G9 fest….

Mitlesende Mutti
1 Tag zuvor
Antwortet  Lisa

Es war früher besser. Meine Kinder bekommen nicht die gleiche Bildung wie früher. Ausnahme: in Fremdsprachen wir mehr Wert aufs Sprechen gelegt.
Legt man die Bücher daneben oder vergleicht man die Arbeiten, sieht man es deutlich.

Es kann schulspezifisch heute sicherlich auch besser sein oder eben schlechter.

Aber ich bin entsetzt angesichts dieses Mangels an Disziplin, Leistungsorientierung und Mimimi der Eltern. Wir wollen alles geschenkt haben, auch den Schulabschluss unserer Kinder.

Wenn G9, dann bitte qualitativ hochwertig. Und nicht diese Mogelpackung. Das ist weniger Inhalt bei gleicher Packungsgröße: Shrinkflation.

Mo3
1 Tag zuvor
Antwortet  Lisa

Letzendlich will man G9, aber bitte nicht mehr als Ganztag – was nicht kommen wird. In NRW z.B. gab es sogar G8-Gymnasien, die keinen verpflichtenden Ganztag hatten, aber das war vielen gar nicht bewusst. Die Schüler werden also genauso viel Zeit wie jetzt in der Schule verbringen und ebenso gestresst sein – halt nur ein Jahr länger. Und es wird Schüler geben, denen das gar nichts aus macht und Schüler, die immer noch am Limit sind. Da wird es zu G8 keinen großen Unterschied geben. Dass G8 nicht perfekt ist, ist wohl eine Tatsache, aber man hätte weiter daran arbeiten können.