„Eigentlich gute Idee gescheitert“: FDP fordert Aus für islamischen Religionsunterricht

7

DÜSSELDORF. Die FDP-Landtagsfraktion fordert die Abschaffung des islamischen Religionsunterrichts in NRW. „Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Religionsunterricht zu einem Einfallstor für extremistische Ideologien, die nicht auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, oder für völlig veraltete Rollenbilder, zum Beispiel zwischen Mann und Frau, wird“, sagte der nordrhein-westfälische FDP-Chef Henning Höne in Düsseldorf. 

Koran Gebetsteppich
Im islamischen Religionsunterricht steht der Koran im Mittelpunkt. Foto: Shutterstock

Für Schülerinnen und Schüler, die nicht am konfessionsgebundenen Religionsunterricht teilnehmen, soll stattdessen ein verpflichtender Ethikunterricht eingeführt werden. Hier soll es laut dem FDP-Politiker dann etwa um Werte, Weltanschauungen oder philosophische Fragen gehen.

Treiber für die Forderung nach der Abschaffung sei unter anderem eine aktuelle Studie, nach der angehende Religionslehrkräfte vielfach antisemitische und extremistische Positionen vertreten, erklärte Höne. Zudem gebe es etwa einen Mangel an qualifizierten Lehrkräften, den Einfluss konservativer Islamverbände, Skepsis der Schulleitungen sowie Beschwerden aus der muslimischen Elternschaft.

„Lediglich 6 Prozent der muslimischen Schülerinnen und Schüler sind in diesem Unterricht, was einerseits daran liegt, dass er nicht flächendeckend angeboten wird. Aber wir erhalten anderseits auch Rückmeldung von Schulen, dass der Unterricht von vielen Eltern zu wenig Akzeptanz erfährt“, sagte Höne.

Laut Zahlen des Schulministeriums sind in NRW etwa 470.400 Schülerinnen und Schüler muslimischen Glaubens. Das Fach islamischer Religionsunterricht gibt es im Land seit 2012. Auf Initiative des damals FDP-geführten Schulministeriums hatte 2021 eine Kommission aus islamischen Organisationen ihre Arbeit aufgenommen, um den Unterricht auszubauen. Sie sollte Ansprechpartner des Landes für die Gestaltung des Unterrichts sein.

„Wir haben die Idee grundsätzlich immer unterstützt, haben aber gerade auch nach den letzten Wochen und Monaten nüchtern feststellen müssen, dass die eigentlich gute Idee offensichtlich in der jetzigen Form gescheitert ist“, sagte Höne. Mittelfristig gebe es die Möglichkeit, „noch mal neu über den islamischen Religionsunterricht zu sprechen, wenn es denn dann ein neues Modell gibt“. Im offenen Betrieb funktioniere dies aber nicht. News4teachers / mit Material der dpa

Bildungsministerin offen für landesweiten Islam-Unterricht – unter Erdogans Einfluss?

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

7 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
RainerZufall
2 Tage zuvor

Das muss die so oft beschworene „Leistungsbereitschaft“ der FDP sein…

Aber im Ernst: Wenn die Sorge vor Einflussnahme besteht, will die FDP die Kontrolle durch den Staat aufgeben?

Diese Logik erschließt sich mir nicht.

Gisela
1 Tag zuvor
Antwortet  RainerZufall

Die staatliche Kontrolle ist eine Illusion. Laut Grundgesetz wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Wie auch immer diese Grundsätze lauten – der Staat muss sie in den Schulen dulden. Egal, ob es sich um die Behauptung handelt, ein Außerirdischer habe die Erde durch Zauberkraft geschaffen, oder um den Wunsch nach Einführung der Scharia.

Teacher Andi
2 Tage zuvor

Es wird tatsächlich Zeit, dass man da mal ein kritisches Auge darauf wirft. Im übrigen bin ich immer noch der Meinung, dass Religion in konfessionsverschiedenen Ausrichtungen aufgrund der multikulturellen Entwicklung nichts mehr an den Schulen verloren hat. Man kann tatsächlich nicht jeder Religion gerecht werden.

RainerZufall
1 Tag zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Also Ethik-Unterricht für alle?

Hans Malz
1 Tag zuvor
Antwortet  RainerZufall

Das wäre meiner Meinung nach das Beste. Allgemeine Werte auf Basis des Grundgesetzes vermitteln und den ganzen Rest in die Freizeit verbannen.

Biene
1 Tag zuvor

Das gigantische Problem an der Sache ist: Die Politik hat nicht genau hingeschaut und sich die Verbände selbst als Partner raus gesucht. Immerhin scheinen einige in der Lage zu sein sich Fehler einzugestehen (welch seltener Anblick in der Politik). https://web.de/magazine/politik/islamismus-experte-ahmad-mansour-spricht-politischen-islamismus-39771806 interessant zu lesen.

Lisa
1 Tag zuvor

Islamischer Unterricht ist von der Sache schwierig zu erteilen, denn es gibt keine Instanz, die für alle spricht, so wie etwa der Papst in Rom oder der Rat der EKD..Es ist eher so, als müsse man Freikirchen, Zeugen Jehovas, Altkatholiken, römische Katholiken, Evangelische und den Opus Dei unter einen Hut bringen. Da würden von jeder Seite Beschwerden kommen.
Ethik- und Philosophieunterricht für alle wäre in meinen Augen die beste Lösung, weg vom deutschen Sonderweg. Dieser ist historisch begründet, nicht pädagogisch.