Abitur-Feier eskaliert: Schulleiter weigert sich, Zeugnisse auszuhändigen – und geht

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DORFEN. Richtig glücklich mit ihrer Schulleitung waren einige Gymnasiasten im oberbayerischen Dorfen offensichtlich nicht. Bei der Abi-Feier eskalierte die Situation.

So nicht. Foto: Shutterstock

Bei der geplanten Verleihung der Abitur-Zeugnisse am Gymnasium im oberbayerischen Dorfen ist es einem Bericht des «Münchner Merkur» zufolge am Freitag zum Eklat gekommen. Der Direktor weigerte sich demnach, den Abiturienten und Abiturientinnen ihre Abschlusszeugnisse auszuhändigen und verließ die Feier. Dem Bericht zufolge bekamen die Abiturienten ihre Zeugnisse dann von den Oberstufenkoordinatoren.

Zuvor hatten einige Abiturienten laut «Merkur» Lehrern einen autoritären Stil vorgeworfen und vor allem den Schulleiter kritisiert. Dieser kündigte daraufhin an, die Zeugnisse nicht auszuhändigen und begründete das laut Zeitung mit fehlender Reife der Schüler. Er verwies demnach auf aus seiner Sicht niveaulose Phrasen in der Abi-Zeitung und den Abi-Streich. Dem Bericht zufolge hatten Abiturienten Klassenzimmer und Gänge mit Rasierschaum überzogen. Angeblich soll es eine geköpfte Pappmaschee-Puppe gegeben haben – in ähnlicher Kleidung, wie sie der Rektor trägt.

«Für mich wurde bei der Ansprache der Abiturienten die rote Linie endgültig überschritten. Das Verhalten vieler Schüler kann ich nicht akzeptieren, es ging stark ins Persönliche», sagte er dem «Merkur» später im Interview.

Auf Anfrage wollte er sich am Montag nicht äußern. Er habe die Sicht der Schulleitung während der Abiturfeier dargelegt, schrieb er per Email – und verwies ausdrücklich auf die Berichterstattung des «Merkur» und das dort veröffentlichte Interview. «Für eine weitere Stellungnahme stehe ich nicht zur Verfügung.» News4teachers / mit Material der dpa

Schulleitung sagt Abitur-Feier ab – weil Schüler aus Protest gegen den Gaza-Krieg mit Palästinensertuch erscheinen wollten?!

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Heuwägelchen
2 Tage zuvor

Bei uns – GemS – besprechen die Klassenlehrkräfte die Abschlussstreiche mit den Abschlussschülern und sind abends bei der Vorbereitung dabei.

Inzwischen gibt es einen kleinen Abschiedsparcour für alle, die auf das Schulgelände wollen.

Da werden sehr unterschiedliche Spiele gemacht – richtig gut. Auch unsere 5ties können da mitmachen.

Es wird natürlich auch etwas „verwüstet“, damit der Unterricht noch ein bisschen ausfällt, aber das ist inzwischen alles gut zu bewältigen.

Der „scheinbar“ persönliche „Angriff“ auf den SL (Puppe, Kopf ab) sprengt aus meiner Sicht nicht nur den Rahmen (des guten Geschmacks?) und schießt weit über alle möglichen Ziele hinaus.

Mich wundert, dass das Kollegium die Feier nicht verlassen hat.

In so einem Fall sollt m.E. das Kollegium dem SL den Rücken stärken.

Was im Artikel noch fehlt ist eine Aussage über das Verhältnis SL und Schülerschaft.

Der Zauberlehrling
1 Tag zuvor
Antwortet  Heuwägelchen

Wie wunderbar!

Selbst der Abistreich wird im Stuhlkreis besprochen und angeleitet. Ich fasse es nicht.

Selbständigkeit? Den Mut, eigene Entscheidungen zu treffen? Die Kompetenz fehld dann wohl bzw. wurde nicht vermittelt.

Vermutlich werden die Schüler auch noch im SUV zum Abistreich gefahren.

Aber dann anschließend ein Studium anstreben, bei dem es sehr wohl auf Eigenständigkeit ankommt.

Öha.

Rüdiger Vehrenkamp
1 Tag zuvor

Die Frage wäre, ob Jugendliche heutzutage nicht anderweitig über die Stränge schlagen als früher (Stichwort: Likes sammeln im Netz für besonders krasse Aktionen im Schulgebäude und/oder gegen Lehrkräfte)?

Schulen wollen sich absichern, was ich absolut verstehen kann. Gewiss gibt es in jedem Jahrgang ein paar Idioten, doch zu meiner Zeit landeten Entgleisungen eben noch nicht auf sozialen Medien.

Inwiefern Eigenständigkeit mit der Organisation eines Abistreiches manifestiert werden soll, ist für mich fraglich.

Pauker_In
1 Tag zuvor
Antwortet  Heuwägelchen

Sehr geil.
So sehen Sieger aus: Lehrer, die die Abistreiche selber in die Hand nehmen.

447
1 Tag zuvor
Antwortet  Pauker_In

So ist das doch mittlerweile überall, jedenfalls wo ich es mitkriege: „Abistreiche“, „Mottotage“ usw. sind halt kontrollierte Opposition, letztlich fake-Veranstaltungen, die hintenrum von Lehrern geleitet werden und stattfinden, damit due Schulen „gute, brave Bilder“ in der Lokalpresse haben.

Darum haben auch zum Teil völlig verschiedene Schulen oraktisch identische Mottos, Sprüche, Shirts usw.

Die Entwicklung ist auch logisch:
Was man „vorne herum“ 13 Jahre aus ideligischen Gründen willentlich(!!!) versäumt hat (Respekt, Ordnung, Disziplin) das muss dann „hinten herum“ wieder eingefangen werden.

Nebentrend ist es, dass ohne tatkräftiges Lehrerwerkeln im Hintergrund die letzten ca. 5 Jahre garkein Abschlussritual stattgefunden hätte – weil von SuS-Seite auch einfach nicht mehr so viel Interesse an „Feiern und Kritik, aber bitte in brav und facebooktauglich!“ vorhanden ist.
Das Interesse ist da einfach nicht mehr so da wie früher – was dazu führt, dass gewisse Lehrer schon mehr dahinter klemmen als due SuS, um die es ***eigentlich*** gehen sollte.

Indra Rupp
1 Tag zuvor
Antwortet  447

Wenn man eigentlich auf Tiktok lebt, muss man vom Lehrer schon zum Abistreich überredet werden und am besten passt noch einer auf, dass der Abistreich nicht zur Tiktok challenge wird.
Traurig…

Küstenfuchs
1 Tag zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Warum sollte ein Lehrer Abiturienten zum Abistreich überreden?

447
17 Stunden zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Damit die Fassade gewahrt bleibt und -ganz wichtig- die Lokalpresse (wie jedes Jahr) positive Artikelserien schalten kann. Gerne auch mit „Rede des Bürgermeisters“ und Co.

447
1 Tag zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Das spielt vielleicht auch mit rein…andererseits verändert sich Gesellschaft halt. In meiner Nachbarschaft treibt auch keiner mehr „den Winter aus“ (so Anno 1863-style) oder macht den „Auszug auf die Weide“.

Zum Feiern haben die Abiturienten schon Lust – nur halt nicht im Schulrahmen.
Da werden halt nur die coolen Lehrer eingeladen, so wie ich. (Lol, Eigenlob! 😀 )

Blau
1 Tag zuvor
Antwortet  Heuwägelchen

Bei uns wird das auch abgesprochen

Realist
2 Tage zuvor

Angeblich soll es eine geköpfte Pappmaschee-Puppe gegeben haben – in ähnlicher Kleidung, wie sie der Rektor trägt.“

Interessanterweise gibt es seit 2023 zumindest für Politiker einen Strafrechtsparagraphen, der hier wohl greifen könnte:
https://dejure.org/gesetze/StGB/188.html

Aber für Lehrkräfte und anderes Fußvolk wahrscheinlich nicht notwendig.

Ich_bin_neu_hier
2 Tage zuvor

AUWEIA.

Lanayah
1 Tag zuvor

So wie das beschrieben wird, ist der Abgang des Schulleiters nicht der Eklat, sondern das, was vorher geschah.

Lisa
1 Tag zuvor

Eine gewisse Unbarmherzigkeit im Verhalten beider Seiten meine ich zu verstehen, der eine wird grob beleidigt und beleidigt grob zurück. Das geht heutzutage sehr schnell und ist leider der Umgangston geworden.
Aber so ganz klar ist mir der Bericht nicht: Haben die Schüler während der laufenden Abifeier den Rektor beleidigt, oder war dieser schon vorher wegen des Abistreiches zuvor zornig und hat die Feier fürs Kontern genutzt?

Lisa
1 Tag zuvor
Antwortet  Lisa
Lanayah
1 Tag zuvor
Antwortet  Lisa

Auch aus diesem Artikel kann man doch ein völlig unakzeptables Verhalten det Schülerschaft entnehmen, insbesondere die geköpfte Puppe finde ich krass, bzw. wie weiter oben geschrieben ggf. sogar kriminell. Demgegenüber steht die Erwartungshaltung, dass Lehrkräfte alles hinzunehmen haben. Das Entsetzen der Öffentlichkeit gilt ja nicht dem Verhalten einiger Schüler*innen, sonder der Tatsache, dass der Schulleiter diese massiven Übergriffe nicht einfach weggelächelt hat.

Konfutse
1 Tag zuvor
Antwortet  Lisa

Recht erhellend, der Artikel.
M.E. zeigte der Rektor Rückgrat, der hat ganz schön Mut bewiesen. Einen solchen Chef fände ich cool, gerade heutzutage, wo wir uns mit so vielen ungezogenen SuS und Eltern herumschlagen müssen.

Mika
1 Tag zuvor
Antwortet  Lisa

Inwiefern hat die Schulleitung die SuS grob beleidigt?

Küstenfuchs
1 Tag zuvor
Antwortet  Mika

Eine geköpfte Puppe mit Klamotten des Schulleiters würde ich schon als grobe Beleidigung ansehen. Offenbar scheint auch nur der Jahrgang aus selbsternannten Rebellen zu bestehen.

Aus der Quelle oben: Schüler:innensprecherin Hannah Linsmayer meldete sich am nächsten Tag bei der Redaktion. „Eine respektlose Rede“, findet sie. Sie könne Direktor Höß nur gute Noten ausstellen, so wie viele ihrer Klassenkameraden. Die Meinung der Schüler werde sehr wohl gehört und berücksichtigt. Sie habe die Feier „zum Fremdschämen“ gefunden, sagt die Elftklässlerin.

Hans Hoffmann
23 Stunden zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Und warum haben die gemäßigteren Schüler sich nicht geäußert? Warum hat die Schüler:innensprecherin nicht direkt etwas gesagt, sondern erst hinterher? Genau! Weil die laute Minderheit nicht von der stillen Mehrheit eingebremst wird (Angst, Konfliktscheue, falsch verstandene Höflichkeit, Wurschtigkeit, …) – wie so oft.

Schulmeister
8 Stunden zuvor
Antwortet  Hans Hoffmann

Ich denke, das ist leider nicht nur hier das allgemeine Problem, dass eine laute Minderheit relativ frei schalten und walten kann. Das kenne ich aus anderen Bereichen auch. Aus eigener Anschauung weiß ich, dass es seitens der Abiturienten im Vorfeld häufig eine Arbeitsteilung gibt, A und B kümmert sich um diesen Bereich, C und D um einen anderen usw. Hinzu kommt, dass in dieser Phase ja noch vieles andere für die jungen Leute ansteht: Berufsfindung, Bewerbung, ggf. Studienplatzwahl, und natürlich die Vorbereitung der Abschlussprüfung. Die Schülersprecherin ist – wenn ich das recht verstanden habe – ja noch in der elften Klasse, sie war also in die ganze Aktion weder organisatorisch noch inhaltlich eingebunden. Es gibt Abschlussjahrgänge, die um bevorstehende Feiern, Scherze etc. ein Riesengeheimnis machen.

Mika
17 Stunden zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Die Schüler haben die SL grob beleidigt, das ist schon klar. Aber inwiefern hat die SL die Schüler grob beleidigt? Lisa schrieb: „… und beleidigt grob zurück“. Den Part verstehe ich nicht.

Lisa
1 Tag zuvor
Antwortet  Mika

Ich dachte, dass der Schulleiter die Schüler zur Abifeier einlud, und Ihnen dann, anstatt die Zeugnisse auszuhändigen, Unreife bescheinigt hat, weil er wegen des Abiturszreiches wütend war. Aber so war es nun mal doch nicht.

Schulmeister
1 Tag zuvor

Erschreckend und durch nichts zu rechtfertigen, das Verhalten der Abiturienten. Egal, wie gut oder schlecht Lehrer und Schüler zusammengearbeitet haben, ein solches Nachtreten ist keinesfalls akzeptabel und bestenfalls ein Zeichen von eklatanter Unreife. In dem Zusammenhang fällt mir ein Detail aus dem verlinkten Zeitungsartikel auf, wonach es sich hier um den letzten G8 – Jahrgang handelt. Ich kann nicht umhin, hier einen Zusammenhang zu erkennen

Spirale
1 Tag zuvor

Leider kann bei 50% Abiturquote nicht mehr von Reifezeugnis gesprochen werden. Ich hoffe inständig, dass die verschärften Prüfungsnormen zu weniger Mittelklase in der Studienstufe führen und zu einem deutlichen Rückgang an Absolventen. Vermutlich erledigen sich solche Eklats dann auch von allein.

447
1 Tag zuvor
Antwortet  Spirale

Nie im Leben, das wäre ja das Richtige. Und das kann keinesfalls gemacht werden.

Indra Rupp
1 Tag zuvor
Antwortet  Spirale

Wieso sollten Gleichaltrige ohne Abi nicht „reif“ sein?

Schulmeister
13 Stunden zuvor
Antwortet  Spirale

Ich glaube nicht, dass verschärfte Prüfungen in der Mittelstufe oder wo auch immer dieses Problem lösen können. Hier geht es um etwas, was durch klassische, schulische Prüfungen kaum ab zu testen sein dürfte, um emotionale Kompetenz. An dem Punkt scheinen die Initiatoren (oder soll ich sagen, Rädelsführer) vollständig durchgefallen zu sein.

Sebb
14 Stunden zuvor

Wow.
Offensichtlich liegt hier mit der Organisationskultur so einiges im Argen!
Ich hoffe für die ganze Schulfamilie, dass sie – und die SL – das im Laufe des nächsten Schuljahres wieder auf einen guten Weg bringen.
Schule prägt die Kinder und bietet so viele Möglichkeiten für gute Erfahrungen. Sehr sehr schade, dass das bei diesem Abijahrgang völlig in die falsche Richtung gelaufen ist.