Das berechtigte Anliegen der Beschäftigten in unseren Kitas als „Sinnlos-Streik“ abzukanzeln, zeigt leider, welchen Stellenwert die frühkindliche Bildung für den Senat hat. Die Arbeitsbedingungen sind zunehmend unerträglich! Verbesserungen sind überfällig #kitastreik pic.twitter.com/l2HT8DHlCd
— GEW BERLIN (@GEW_BERLIN) July 4, 2024
Die Eltern von bis zu 35.000 Berliner Kita-Kindern müssen sich diese Woche alternative Betreuungsmöglichkeiten suchen. An den rund 280 kommunalen Kitas startete ein fünftägiger Warnstreik, zu dem die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hat. Mit dem tagelangen Ausstand will die Gewerkschaft ihre Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen und damit mehr pädagogischer Qualität untermauern. Sie fordert vom Land einen entsprechenden Tarifvertrag, in dem unter anderem Regelungen zu Gruppengrößen und zum Ausgleich von Belastungen verankert werden sollen.
Der Senat lehnt das ab. «Wir können nicht einfach Tarifverhandlungen mit regionalen Gewerkschaften machen», sagte der Staatssekretär für Jugend und Familie, Falko Liecke, dem RBB24 Inforadio und verwies auf die Mitgliedschaft Berlins in der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL). Das werde von Verdi ignoriert. Zudem gebe es einen durch das Kita-Fördergesetz festgelegten Personalschlüssel.
Gewerkschaft spricht von Beteiligung auf hohem Niveau
Verdi lässt das nicht gelten. Nach Angaben der zuständigen Ver.di-Gewerkschaftssekretärin Tina Böhmer kamen 2.000 bis 3.000 Kita-Beschäftigte zu zwei Kundgebungen vor der CDU-Landesgeschäftsstelle und vor dem Rathaus Charlottenburg-Wilmersdorf. «Die Beteiligung am Warnstreik ist ungebrochen auf hohem Niveau», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. «Die Kolleginnen und Kollegen stehen zu unseren Forderungen.»
Schon in den vergangenen Wochen wurden die kommunalen Kitas in Berlin an sieben Tagen bestreikt. Mit dem fünftägigen Ausstand hat Verdi die Gangart nun verschärft, was so manche Eltern in die Bredouille bringt.
Ein Zehntel der Kitas wird kommunal betrieben
Knapp zehn Prozent der rund 2.900 Kitas in Berlin gehören zu sogenannten kommunalen Eigenbetrieben. Dort betreuen rund 7.000 Erzieherinnen und Erzieher sowie weitere Beschäftigte etwa 35.000 Kinder. Die übrigen Einrichtungen werden von freien Trägern betrieben und aktuell nicht bestreikt. Insgesamt besuchen etwa 165.000 Kinder Berliner Kitas.
Verdi wirft dem Senat vor, eine konstruktive Lösung im Sinne der Beschäftigten, Eltern und Kinder zu blockieren. «Wir haben eine dramatische Krise in den Kitas, die noch dramatischer wird, wenn der Senat jetzt nicht endlich für Entlastung sorgt. Deshalb haben wir keine Wahl, als jetzt unseren Streik zu verschärfen», sagte Dana Griesche, pädagogische Fachkraft im Kita-Eigenbetrieb Südost, laut Verdi.
Senator Evers findet Kita-Warnstreiks sinnlos
Finanzsenator Stefan Evers (CDU) hatte zuletzt von «Sinnlosstreiks auf dem Rücken der Kinder und Eltern» gesprochen. Nach seinen Angaben kann das Land Berlin nicht über einen entsprechenden Tarifvertrag verhandeln. Evers argumentiert, Berlin sei Mitglied der TdL und könne deshalb in solchen tarifrechtlichen Fragen nicht allein entscheiden.
Unterstützung bekommt er vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) Berlin. Der Landeselternausschuss Kita Berlin, der nach eigenen Angaben die Interessen aller Eltern von Kitakindern vertritt, kritisierte die Warnstreiks zuletzt als unangemessen. News4teachers / mit Material der dpa
Eltern fragen sich: Die Kinder morgens im Småland/Ikea oder doch lieber Zoo abgeben? #KitaStreik #Erzieher pic.twitter.com/QRxfOvSJrA
— extra3 (@extra3) May 8, 2015
Kitas und Schulen dicht! Finanzssenator: „Sinnlosstreiks auf dem Rücken der Kinder“
Naja, die meisten Erzieher und Lehrer brauchen keine besseren Arbeitsbedingungen und nehmen deshalb auch nicht an den Streiks teil. Eine Abstimmung mit den Füßen sozusagen,
Streiks in den „sozialen Berufen“ motivieren leider nur wenige (zu viele Idealisten, Weltverbesserer, „Die-Kinder-können-doch-nichts-dafür“-Fraktion), deshalb fällt der Bereich auch immer weiter zurück, was Arbeitsbedingungen und Entlohnung betrifft. Ist eben keine Metallindustrie (die Regierung schiebt den einheimischen Autobauern gerade wieder massive Subventionen in den H…: Fördergrenze für gewerbliche E-Autos auf 95.000 Euro erhöht bei quasi gleichzeitiger Ankündigung von massiven Importzöllen auf billigere China-E-Autos).
Deshalb wird auch demnächst die 32-Stunden-4-Tage-Woche bei den Autobauern kommen (die haben jetzt schon über alle(!) Beschäftigten hinweg fast 50% Homeoffice-Quote!), während gleichzeitig die kostenlose Schulverpflegung eingespart wird (gar nicht erst kommt), das Deutschland-Ticket demnächst 20 Prozent teurer wird und Bürgergeld wieder zu Hartz IV mutiert ist („Raider heißt jetzt Twixx, sonst ändert sich nix…“)
Standards der Kita-Betreuung werden abgesenkt, Gruppen vergrößert, Arbeitsbedingungen verschlechtert: Die „intelligente“ Antwort auf den Fachkräftemangel dort? Gen Z: …
„Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Matth%C3%A4us-Effekt
Ich drücke den Menschen die Daumen!
Eltern, gebt Eure Kinder vor der Arbeit beim Rathaus ab! 😀
Im Spree-Radio Berlin habe ich heute Morgen einen Werbespot der Rackow-Schulen in Berlin gehört. Ich denke, ich höre nicht richtig. Die werben damit, dass ihre Lehrer nicht streiken! (An Privatschulen sind Lehrer in der Regel Angestellte.)
Klar können Lehrer darauf verzichten zu streiken, nur wenn damit geworben wird, dann gibt es dazu doch wohl eine Verpflichtung, oder wie? Das wäre doch verboten, meine ich.
Könntet ihr mal nachhaken, liebe Redaktion?
Habe ich auch gehört. Die machen Werbung damit, dass bei ihnen keiner streikt. Eigentlich könnte der öffentliche Dienst das auch tun, jedenfalls fast keiner.
In Berlin ist die Kita ja kostenlos. Aber ausgerechnet im wirtschaftlichen Wunderland China mit der fortgeschrittenen Digitalisierung sowie einer kommunistischen Partei an der Regierung müssen Kitas von Eltern bezahlt werden:
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/china-drittes-plenum-100.html